Die Kinderkommission des Bayerischen Landtags besuchte nach Eichstätt und Mittelfranken nun die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land. KiKo-Mitglied Gisela Sengl hatte ihre Kolleginnen hierzu eingeladen. Auf dem Programm standen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie das Bildungszentrum im „Haus der Berge“.
Die Mitarbeiterinnen von Mentor-Chiemgau e.V. begrüßten die Mitglieder der Kinderkommission sowie den Oberbürgermeister Herrn Kegel und Herrn Steiner, MdL, in ihren Räumlichkeiten in Traunstein. Der Verein unterstützt psychisch kranke Eltern im Alltag, aber auch in Krisensituationen. Geschäftsführerin Michaela Schrankl und ihre Kolleginnen wünschen sich noch bessere Kommunikation mit den zuständigen Behörden bzw. Kostenträgern sowie mehr Transparenz den betroffenen Eltern gegenüber bezüglich deren Rechte und Pflichten. Trotz mancher Kritik an einzelnen Punkten, gebe es viele positive Beispiele für gelungene Hilfestellung, betonte Michaela Schrankl.
Im Anschluss besuchte die KiKo das Wilhelm-Löhe-Heim in Traunreut. Das heilpädagogische Heim für Kinder, Jugendliche und junge Volljährige, die in ihrer Persönlichkeitsentwicklung erheblich beeinträchtigt sind, ist unter der Trägerschaft des Diakonischen Werks Traunstein e.V. Auf dem Gelände befinden sich auch ein Förderzentrum und eine Tagesstätte. Derzeit wohnen hier 88 Kinder, Jugendliche und junge Volljährige in zwölf familiären Wohngruppen. Die Geschäftsbereichsleiterinnen Ulrike Tiemann-Glaser und Monika Möhr-Jundt führten durch verschiedene Wohngruppen. Im Wilhelm-Löhe-Heim wird ein „WIR“ gelebt und jeder gibt sein Bestes, um den Kindern ein Zuhause zu geben, in dem sie Schutz, Geborgenheit und individuelle Förderung erfahren. Helle, freundliche und persönlich gestaltete Zimmer werden hier von den Mädchen und Jungen bewohnt, es gibt Rückzugsräume, viel Grün um die Häuser und sogar eine Pferdekoppel direkt am Garten. Hier findet auch Reitunterricht durch eine Reittherapeutin statt. Ein großer Vorteil des Heimes sind nach Aussage der Geschäftsbereichsleiterinnen die kurzen Wege, zum Beispiel zum Förderzentrum mit schulvorbereitender Einrichtung. Aber auch die gute Zusammenarbeit mit Psychologen, Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten trage zum Gelingen des „WIR“ im Wilhelm-Löhe-Heim bei.
Die offene Ganztagesschule (GATA) in der Grund- und Mittelschule Piding-Anger war die nächste Station der Mitglieder der Kinderkommission. Die Bürgermeister Hannes Holzner (Piding) und Silvester Enzinger (Anger), Schulleiter Horst Schneider und Rainer Hüller (Jonathan Jugendhilfe GmbH) begrüßten Tanja Schorer-Dremel, Gisela Sengl und Doris Rauscher. Bürgermeister, Rektor und Organisator unterstrichen die gute, kooperative Zusammenarbeit. Einstimmige Kritik wurde am Abgabe-Zeitpunkt (Mai eines jedes Jahres) der Bedarfsmeldung geäußert. Einerseits seien weder Stundenpläne noch Arbeitszeiten der Eltern zu diesem Zeitpunkt konkret planbar, andererseits könne aber ohne feste Zahlen das pädagogische Personal nicht eingestellt werden. In der Schule Piding-Anger ist man sich einig, dass die GATA als Teil der Schulfamilie angesehen ist und so auch in die Entscheidungsprozesse einbezogen wird – ein Beispiel für gut funktionierende Kooperation zum Wohle der Kinder.
Der Abschlusstermin der Regionalbereisung fand im Bildungszentrum im „Haus der Berge“ statt. Hier können in vier modern ausgestatteten Räumen (Wiesenküche, Wasserlabor, Waldwerkstatt und Felsenblick) die vier Hauptlebensräume des Nationalparks Berchtesgaden erforscht und vertieft werden. Frau Heiß (Leiterin des Sachgebietes Umweltbildung der Nationalparkverwaltung) und Herr Dr. Vogel (Leiter des Nationalparks) führten durch die Räumlichkeiten des Bildungszentrums. Frau Heiß betonte die gute Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren (Schulen, Schülerforschungszentrum, Tourismusregion, …). Es werden drei verschiedene Programme angeboten: Wanderprogramm für Touristen, Programm für Gruppen, Ferienprogramm (finanziert von der Löbel-Stiftung) und Nationalpark-Kids. Alle Angebote sind kostenlos und werden vom Umweltministerium finanziert. Jährlich hat der Nationalpark Berchtesgadener Land 1,6 Millionen Besucher. Im gesamten Bildungszentrum geht es um das Erleb- und Begreifbarmachen der Natur am Beispiel des Nationalparks. Die Einrichtung wurde bewusst konträr zur Schule ausgerichtet (Schaukelmöbel, Bauernstube, Flickerlteppich, bewegliche Bildungsmodule). Das Konzept wurde im Haus erarbeitet, von einem Planungsbüro erstellt und von regionalen Firmen, wie z.B. den Schülern der Schnitzschule Berchtesgaden, umgesetzt. Das Lernen mit allen Sinnen steht im Mittelpunkt der Bildungsarbeit. Frau Heiß erläuterte, wie wichtig es sei, über die Kinder auch die Eltern zu erreichen. So sei ein Thema wie Bildung zur nachhaltigen Entwicklung mit Kindern sehr gut zu erarbeiten und werde so in die Familien getragen. Das Interesse nehme mit zunehmendem Alter der Kinder leider ab, so dass gerade hier auch die klassenübergreifende Zusammenarbeit mit den Schulen sehr wichtig sei. Die Möglichkeiten der Nutzung werde in die Schulen transportiert, da in der Ausbildung der Referendare (Ober- und Niederbayern) ein Tag im Umweltbildungszentrum auf dem Plan stehe, so dass die jungen Lehrerinnen und Lehrer das Wissen in ihre Schulen mitnehmen.
Das Umweltbildungszentrum im „Haus der Berge“ in Berchtesgaden ist ein gelungener Lernort der besonderen Art!